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Mittwoch, 22. März 2017

Rentner Logan


Es gibt wohl kaum eine größere Ehre, als einem Schauspieler in seiner Paraderolle den idealen Abgesang zu bescheren. Nach der Erklärung Jackmans, den Wolverine nur noch ein einziges Mal zu spielen, hat man ihm jetzt mit "Logan" einen würdigen Abgang beschert. Doch ist der Abgang so rund und stimmig, wie er es verdient? Es bleibt vermutlich Ansichtssache. Durch die ganzen Vorschusslorbeeren und den stimmigen Trailer habe ich im Kino eine gewisse Erwartungshaltung an den Tag gelegt. So bin ich dann mit einer gewissen Skepsis aus dem Lichtspielhaus gegangen. Logan war ein ungewöhnliches Kinoerlebnis, aber war es auch das erhoffte Goodbye?

Zur Handlung ist nicht viel zu sagen: Mutanten sind durch genetische Manipulation der Nahrungsmittel ausgelöscht. Wolverine verdingt sich seitdem an der mexikanischen Grenze seine Brötchen als Chauffeur.
Er hält sich mit dem schwer demenzkranken Charles Xavier und dem lichtscheuen Caliban versteckt.
Als die Krankenschwester Gabriella Kontakt mit Logan aufnimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Logan soll auf die kleine Laura aufpassen, die allerdings mehr als nur ein stummes Mädchen ist. Vielmehr ist sie eine Killermaschine der Regierung, die nun auf der Flucht ist. Und prompt kündigen sich auch schon die Verfolger an. Allen voran Donald Pierce. Ein Söldner mit Robohand, dessen Männer auch nicht mehr alle Gliedmaßen zu haben scheinen. So flüchten sich Logan, Xavier und die kleine Laura von Zuflucht zu Zuflucht, auf der Suche nach Eden, einem Ort, wo Mutanten sicher sein sollen, bis es zum unvermeidlichen Schlagabtausch mit Logans Häschern kommt.

Mir kam der Film wie der Besuch im Altersheim vor. Mehr noch als Logan die ganze Zeit beim langsam Sterben zu zu gucken, ging mir der traurige Zustand von Xavier ans Herz. Er ist nur noch ein trauriger Schatten dessen, was er einst war. Zu wissen, dass James Mcavoy auf dieses Ziel hinarbeitet, ist beängstigend. Der Mentor der X-Men ist nur noch ein wirrer Greis, der unter Drogen gesetzt wird und der ständig mit sich selber spricht. Die kurzen Momente der Klarheit sind dann noch um so trauriger.
Anders als in der Comicvorlage Old Man Logan, ist Wolverine nicht bloß alt, nein er ist fertig. Das Adamantium vergiftet ihn derartig, dass er nicht einmal vernünftig laufen kann. Es ist ebenfalls ein Trauerspiel. Vorbei die Zeit, als Wolverine als Kampfmaschine schier unzerstörbar und agil war. Jetzt ist er ein Trinker und ein Krüppel. Oje.

Die Action ist ziemlich gut gelungen und angesichts des kleinen Mädchens überaus brutal. Ich hoffe, dass die Schauspielerin keinen seelischen Knacks von all dem Blut davonträgt. Noch nie war der Kampf mit den Krallen derart ungeschönt und brutal. Die verheerenden Auswirkungen von Krallen auf Haut zu sehen, war allerdings längst überfällig. Der Film ist zwar staubig wie ein Western, doch eine Apokalypse oder Endzeit ist hier nicht. Vielmehr existiert die Menschheit noch ganz normal, was man an der Stadt Oklahoma City sieht, in die es unsere Protagonisten zeitweise verschlägt. Somit hat der Film weder von der Story noch vom Setting viel von der Comicvorlage übernommen. Quasi gar nichts außer einen alten Logan.

Zusammenfassend gefiel mir der Film nur teilweise und ich tat mich mit den ruhigen und deprimierenden Szenen schwer. Zwar war alles schauspielerisch super umgesetzt, doch hatte ich eben das Gefühl, statt eines würdigen Abschieds nur das erlösende Ende zu sehen. Fast so, als würde man ein lahmendes Pferd erschießen. Und das hinterlässt bei niemandem ein beruhigendes Gefühl.
Doch wie soll es nun weitergehen?
Es scheint, als hätte man diesen Film weit außerhalb der normalen X-Men Zeitlinie spielen lassen, um den Mutanten für künftige Filme nichts zu verbauen. Auf eine post credit Szene wartet man auch vergebens. Also auch kein Querverweis auf kommende Produktionen.
Dass es mit den X-Men weitergeht, steht zwar außer Frage, doch ob es jemals einen Wolverine geben wird, weiß der Geier...

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