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Donnerstag, 9. Januar 2020

Verhext


Vom Roman zum Videospiel, zu Comics, zur Serie. Kein schlechter Wandel, den der Hexer Geralt da hinter sich hat. Ersonnen vom polnischen Autor Andrzej Sapkowski betrat der mürrische Hexer 1993 erstmals das Licht der Welt. Damals noch mit kleinen Kurzgeschichten, die dazu dienten, den Kosmos der Welt des Weißhaares auszubauen. Mit vielen Seitenhieben und Anspielungen auf Märchen und Mythen konnte die Buchreihe schnell seine Fans gewinnen.

Richtig spannend wurde es, als 2007 " The Witcher" dann als Videospiel der polnischen Entwickler von CD Project erschien. Die Spielewelt war begeistert vom Umfang und der Tiefe des Spieles. Kein Wunder, dass mit Teil 2 und besonders Teil 3 der Hype immer größer wurde. Hier wurden Entscheidungen des Protagonisten getroffen, die im weiteren Verlauf der Handlung große Auswirkungen haben konnten.

Nachdem Fantasy im Serienformat mit "Game of Thrones" gleichgesetzt wurde, diese Serie aber mit einer eher schwachen Endstaffel abschloss, freuten sich viele Fans nun auf "The Witcher" von Netflix. Der Streamingdienst dürfte sich die Hände reiben, ein solches Kaliber in seinen Reihen zu wissen.

Da ich die Spiele nur kurz angespielt habe und auch nur das erste Buch ( " Der letzte Wunsch") mit den Kurzgeschichten gelesen habe, ging ich recht unvoreingenommen an die neue Serie heran.
Mit Henry Cavill ( Man of Steel), in der Hauptrolle, war es dennoch nicht ganz einfach, den markanten  weißhaarigen Hexer zu sehen. Stattdessen sah ich anfangs einen Superman mit Perücke und Cosplay. Wie schnell sich das jedoch bereits in der ersten Folge änderte, zeigt, welches Kaliber Cavill schauspielerisch sein kann. Dass der Mann mit Herzblut bei der Sache ist, merkt man in jeder Sekunde.Wortkarg und kantig gibt er den Geralt von Riva mit Bravur.

So gucken sich die 8 Folgen der ersten Staffel recht schnell hintereinander weg und bieten solide Fantasy mit wirklich tollen Figuren und Tiefsinn. Geralt ist ein mürrischer Kämpfer, der für Geld alles an Monstern erledigt, was sich ihm in den Weg stellt. Seine Vergangenheit gibt unzählige Rätsel auf. Ist er ein Mutant oder ein Monster wie jene, die er für Gold bekämpft? Welche Kräfte hat er? Was für Tränke hat er in seinem Repertoire?

Bereits am Anfang schließt sich ihm der fröhliche und oft verkannte Barde Rittersporn ( Joey Batey) an, der in Geralt die Inspiration für viele Lieder und Geschichten sieht. Bereits der erste neue Song " Toss a Coin to your Witcher" ist ein Ohrwurm in der Serie, den ich stundenlang rauf und runter hören könnte.

Die Frohnatur und der Grübler sind natürlich ein ungleiches Gespann, dass sich oft gegenseitig auf die Nerven geht. Der Quell jedes guten Witzes. Wenn Rittersporn die Laute erklingen lässt und Geralt nur mies gelaunt knurrt, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Ebenso wenig darf Zauberin Yennefer ( Anya Chalotra) fehlen, die untrennbar mit dem Hexer verbunden scheint. Ihr Wandel von der buckligen Schweinemagd zur großen Magierin ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Immer wieder kreuzen sich die Wege der Beiden und man spürt die Anziehung von Magierin und Hexer in jeder Sekunde.

Erotik darf ebenso wenig in dieser Serie fehlen, wie brutale Gewalt. Ganz nach der Tradition der Konkurrenz, wird hier neben nacktem Menschenfleisch auch gern viel Blut vergossen.
Zwar bleiben die ganz großen epischen Schlachten und riesige Drachen noch aus- auch wenn schon ein Drache seinen Auftritt hat- doch wenn man bedenkt, wie viel in Sapkowskis Romanen noch steckt, kann man sich auf viele Abenteuer, Schlachten, Intrigen, Lieder und Monster freuen.

Die zweite Staffel hat sich Netflix bereits bestellt und auch ich warte schon ungeduldig, wie es nach dem Finale der ersten Staffel endlich mit Geralt von Riva weitergeht.
Dann muss ich mir eben das Warten mit den neu aufgelegten Romanen und dem dritten Teil der Witcher- Spiele " Wild Hunt" vertreiben. Aber es gibt bestimmt schlimmeres...