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Samstag, 22. Juni 2019

zum X-ten Mal



Tja, werden jetzt einige denken: das war's dann wohl mit den geliebten X-Men! Nach Dark Phoenix ist dann wohl Schluss. Wir sehen uns alle im MCU wieder. Doch ist das wirklich so schlimm? Zeit, einmal genauer in fast 20 Jahre Filmgeschichte zu schauen, um zu sehen, wie toll die X-Men Filme tatsächlich waren.

X-Men 1 und 2, die Bryan Singer Jahre:

Die ersten beiden Teile machten alles richtig. Gute Besetzung als Voraussetzung und eine spannende Story. Vor allem Teil 2 konnte durch eine geniale Eröffnungssequenz im Weißen Haus gut überzeugen und setzte Wolverine gekonnt in Szene. Der Showdown am Stausee war spannend und gut gemacht. Es gab nichts zu meckern. Singer, der sich als homosexuell outete, sah in den ausgestoßenen Mutanten viele Parallelen zur Homophobie und Diskriminierung und nutzte sein Herzblut, um Comicfilme zu schaffen, ohne die es ein MCU vielleicht nicht gegeben hätte.

X-Men 3 The Last Stand: The last Shit sollte man sagen. Regisseur Brett Ratner hat es geschafft, zu zerstören, was ihm zuvor aufgebaut wurde. Da kommen Erinnerungen an den Amtsantritt von Donald Trump hoch. Er verheizt wichtige X-Men, nur, um unwichtigen Nebenfiguren Platz zu machen. Warum? Am Ende sind alle tot und alle unglücklich über diesen Film. Eine Fortsetzung scheint hier jedenfalls kaum vorstellbar. Die Dark Phoenix Saga wurde als Nebenhandlung abgefrühstückt und Magnetos Bruderschaft sieht wie ein Ferienlager aus. Irgendwie fehlen hier große Namen aus den Comics. Im Showdown steht dann die schwächste X-Truppe bereit, statt auf das alte Team der Vorgänger zu setzen.

X-Men Origins: Wolverine:  Ja, was wird denn das? Etwa eine Erweiterung des Filmuniversums mit Spinoffs? Origins- Filme, die denen einen Einzelfilm geben, die bisher zu kurz gekommen sind? Das wäre es ja gewesen. Nur hat man Publikumsliebling Wolverine ausgekoppelt, der ohnehin in allen X-Men Filmen überpräsent war. Was folgte, war ein seltsamer Trip durch die Vergangenheit, ein schneller Waffe X- Aufwasch und eine Militärtruppe aus Mutanten, die keiner kennt. Deadpool wird verheizt und wirkt, als hätten die Autoren noch nie von dieser Figur gehört. Gambit wirkt als Notlösung eingefügt, ohne, dass man das Potenzial richtig nutzt. Am Ende, hätte es den Film nicht gebraucht. Schade hoch 2! Warum keine Storm Origin? Oder Colossus? Oder Nightcrawler? Oder Cyclops? Warum ausgerechnet Wolverine? Ach ja, richtig: weil Geld und so.

X-Men First Class: Fassen wir zusammen- die letzten beiden Filme waren erfolglose Nieten. Was tun? Richtig! Weitermachen und rebooten. Und zwar so, wie es sich gehört: mit vielen Widersprüchen in der Kontinuität und wie man es zuvor schon mit Wolverine versemmelt hat. Zwei verschiedene Sabertooths waren kein Problem. Also machen wir den zweiten Toad und erfinden Mystique, Magneto, Xavier und Beast neu. Natürlich gut besetzt, aber ohne auf die Vorgängerfilme zu achten oder auf die zeitlichen Abstände. Immerhin müsste James McAvoy zu Patrick Steward altern. Das klappt natürlich hinten und vorne nicht, ist aber egal. Kevin Bacon als Sebastian Shaw ist cool, sieht aber im Magnetohelm aus, als hätte er eine Schweinenase.

Wolverine: Weg des Kriegers: Hat man mit First Class also das X-Men Universum neu gestartet, hält man dennoch an Hugh Jackmans Wolverine fest. Ist er ja das Zugpferd der gesamten Franchise. So erzählt man fröhlich nach X-Men Teil 3 weiter und wird nicht müde auf Logans Liebe zu Jean Grey herum zu reiten. Für meinen Geschmack zu oft. Trotzdem macht der Film Spaß und hat eine tolle Optik. In Japan zeigt Wolverine, dass er auch ohne Selbstheilung ein Kämpfer ist, den man nicht einfach töten kann. Das ist cool und stellt mich nach dem ersten Wolverinefilm versöhnlich ein.

X-Men Days of Future Past: Nach Teil 1 und 2 endlich wieder ein guter Film und zwar der beste der gesamten Reihe! Durch Zeitreise und eine gute Vorlage verbindet man alte X-Men und Neue zu einem Gesamtuniversum und mittendrin Wolverine! Ja, auf den mag man eben nicht verzichten. Dafür stimmt hier einfach alles! Quicksilver sorgt für eine coole Küchenszene, Xavier und Magneto werden wieder genauer beleuchtet und das Sentinelprogramm sieht beeindruckend aus. Kurzum: ein klasse Film. Es hat allerdings 4 Filme gebraucht, bis man etwas wirklich großartiges hingezaubert hat! Der längere Rogue- Cut lohnte sich ebenfalls und erweitert den Film sinnvoll, ohne zu lang zu wirken.

Deadpool: Ja, das ist ein Film des X-Men Universums und was für einer! Ryan Reynolds macht gut, was mit Deadpool in der Vergangenheit schief lief und erfindet den Charakter neu, den er mundlos in X-Men Origins: Wolverine verkörperte. Das Kostüm stimmt, die Sprüche stimmen und überhaupt ist das zu Recht der beste Marvelfilm des Jahres gewesen- dem MCU zum Trotz! Durch einen besseren Colossus, als in den X-Men Filmen zuvor und Negasonic Teenage Warhead wird die Verbindung zu den Marvelmutanten nochmals deutlich gemacht.

X-Men Apocalypse: Jetzt sollte er kommen! Der größte Schurke der X-Men. Der erste aller Mutanten. Ein Schauspieler im quietschenden Plastikkostüm. Wirklich? Warum nicht animiert? Das wäre bei dem Budget drin gewesen und hätte deutlich mehr her gemacht. Aber so? Apocalypse ist eine Parodie des eigentlichen Schurken, die Filmemacher setzten zu viel auf Mystique, bloß weil das Jennifer Lawrence ist und werfen einfach mal alle Charaktere in einen Topf. Wird schon gehen. Ging aber nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Nach Days of Future Past kam hier ein wirklich schwacher Trost, der mit Marvels Avengers einfach nicht mithalten konnte.

Logan: Nach fast 20 Jahren wollte auch Hugh Jackman nicht mehr. Mit Logan sollte die Wolverinereihe abgeschlossen werden und für Cameos steht er nun auch nicht mehr zur Verfügung. Logan war dreckig, düster und ein Western der alten Schule. Kurzum: ein riskantes Machwerk, dass durch seine Individualität mit dem Einheitsbrei der Superheldenfilme aufräumte. Am Ende fand Wolverine sein heldenhaftes Ende.
Der Beweis, dass es eben doch geht, wenn man sich was traut.

Deadpool 2: Das war ja klar! Nach dem echt geilen ersten Teil, kam die noch viel geilere Fortsetzung! Noch mehr Deadpool noch mehr X-Men, noch mehr Spaß! Auftritt: Cable! Josh Brolin als mürrischer Zeitreisemutant auf der Jagd nach dem Mörder seiner Familie. Domino wird vorgestellt und bekommt soviel Potenzial in die Hand, dass es für einen eigenen Film reichen würde. Der Juggernaut sieht genial aus und auch sonst stimmt hier einfach alles. Wie machen die das bloß?

X-Men Dark Phoenix: Und dann das! Sieht so ein Ende aus? Wo bleibt der traurige Abschied, das gewisse etwas und warum schon wieder Dark Phoenix? Hat ja davor schon nicht wirklich geklappt. Klar, ist der Film nicht so schlecht, aber eben auch kein guter Film. Kein Days of Future Past und kein Endgame. Der Film wirkt, als musste man ihn machen, weil man keine Wahl hatte. Lichtblick blieb Michael Fassbender als Magneto. Der war das coolste im Film und vielleicht noch mehr Badass als Wolverine. Doch der kam hier zum Glück auch nicht vor. Aber warum nicht? Warum kein Abschied von allen Darstellern, die die X-Men in all den Jahren begleitet haben?

Fazit: Ja, die X-Men sind meine Helden aus der Kindheit und es gibt viele Filme. Rückblickend waren aber mehr schlechte als gute dabei. Warum also traurig sein? Marvel kann es nur besser machen. Und ich glaube daran, dass man noch viele Geschichten erzählen kann. Nur bitte: die nächsten Jahre nichts mit Dark Phoenix! Kevin Feige traue ich zu, mehr auf Kontinuität zu achten und mehr für Nebenfiguren zu tun. Die Besetzung wird interessant werden und mit der Verbindung zum MCU werden Gruppierungen möglich sein, von denen ich seit meinem 14. Lebensjahr geträumt habe.