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Donnerstag, 16. März 2017

Doctor Wer?



MARVEL hat das Unmögliche geschafft. Mit dutzenden Filmen haben sie eine solche Grundlage geschaffen, dass auf diesem kreativen Nährboden nun auch jene Charaktere sprießen können, die in der ersten Reihe der Comicfilme vielleicht nicht so viele Anhänger fänden. War mit Iron Man noch ein eher geerdeter Held das Zugpferd des roten Comichauses, kamen später einsilbige Bäume, Waschbären und Götter hinzu. Die etwas abgedrehten Zeitgenossen waren endlich salonfähig.
Mit Doctor Strange, einem waschechten Zauberer sollte nun die Magie Einzug halten. Magie war bisher ein rotes Tuch um das selbst Marvel einen Bogen machte. Die Überlegenheit Thors wurde mit fortschrittlicher Technologie erklärt. Magie wäre ja auch so absurd gewesen. Nach den Guardians of the Galaxy hatte man aber das Vertrauen, dass- wenn es gut erzählt würde- alles beim Publikum ankommt.
Und auch mit dem seltsamen Doktor hat es geklappt. Warum? Weil eben MAVEL! Darum!

Pünktlich mit dem Heimkinostart möchte ich nun auch zum Besten geben, warum der Doctor eben so gut und auch so wichtig für das expandierende MARVEL Cinematic Universe ist.

Zu aller erst muss man die hochkarätige Besetzung loben, die angesichts einer Comicverfilmung nur so vor Oscarnominierten und Emmygewinnern strotzt. Schwergewichte, wie Benedict Cumberbatch; Tilda Swinton; Mads Mikkelsen; Rachel McAdams und Chiwetel Ejiofor legen eine hohe Messlatte in ihren Darbietungen an. Besonders mag ich diese ruhige und allwissende Art von Tilda Swinton, die als Ancient One ein herrlich ruhiger Gegenpol zum stoischen Mediziner Strange ( Cumberbatch) bildet.
Cumberbatch's vielschichtiger Charakterwechsel  vom Unsympathen zum Helden ist natürlich ähnlich langwierig wie seine Reise nach Nepal. Dass er dieser Figur so viel Tiefe und Leben verleiht ist nicht verwunderlich. Benedict Cumberbatch kann einfach alles spielen und würde in der Rolle eines alten Pizzakartons, der im Regen aufweicht, trotzdem eine Oscarnominierung bekommen. Längst bereuen es die Stars nicht mehr, mit Comicfilmen in Verbindung gebracht zu werden. Da sah es in den 90ern noch ganz anders aus. Man muss nur George Clooney und Arnold Schwarzenegger über ihre Erfahrungen mit Batman befragen.
Für Robert Downey Jr. war Iron Man ebenso eine Rettung, wie für die Marvel- Filme. Beide hatten sich dringend gebraucht und zu gegenseitigen Ruhm verholfen. Wer jetzt einen Helden auf den Leib geschrieben bekommt, sollte die Rolle gut zu schätzen wissen, denn man wird sie lange und oft zu Gesicht bekommen. Um so schwerer, wenn dann ein Schauspieler nach Jahren das Cape oder besser die Krallen an den Nagel hängt, wie es Hugh Jackman jetzt tat.
Doch dieser Weg liegt noch vor Benedict Cumberbatch, dessen Rolle nach diesem großen Einstand in die restlichen Filme integriert werden muss. Ein Prozess, der mit der post credit scene bereits seinen Anfang nimmt.

Die Handlung des Films ist natürlich schnell erzählt: Begabter aber arroganter Chirurg hält es für clever auf einer nassen Straße in einem sündhaft schnellen Sportwagen zu telefonieren und überlebt den Crash nur mit größter Not. Seine Hände kann er vergessen. Seine Freundin will ihn vergessen. Heilung gibt es nur in Nepal, wo man mit Spiritualität und Weihrauch die Patschehändchen wieder auf Vordermann bringen möchte. Die Magie hilft nicht nur beim Fingern, sondern erhebt den Rehapatienten in die Position, das Universum vor böser Magie und Dämonen zu schützen.
Ein paar kaputte Häuser später, ist die Welt gerettet, das Zaubereroutfit komplett und der Weg frei zu neuen Abenteuern.

Mal wieder entscheidend ist dabei nicht das WAS, sondern das WIE. Gerade in der Optik setzt Dr. Strange neue Maßstäbe. Und wer das Glück hatte, diesen Film in 3D zu schauen, weiß wovon ich spreche. Da sind Städte, die sich übereinanderklappen ( INCEPTION lässt grüßen) erst der Anfang. Spiegeldimensionen, Parallelwelten, der Limbus und zahlreiche Zwischenwelten, die einem Drogenrausch nahe kommen, wechseln sich hier stetig ab und zeigen, dass man keinerlei Grenzen mehr kennt. Die Effekte stellen aber nur den Zuckerguss eines soliden und handgemachten Abenteuerfilms dar. Niemals verkommt das CGI zum Selbstzweck, sondern hilf da aus, wo die Grenzen des Möglichen enden.
So wird man als Zuschauer aus der Gewohnten Sehgewohnheit gezerrt und begibt sich auf eine ebenso spannende Reise, wie der Protagonist. Endlich zahlt es sich aus, den erzählerischen Rahmen für jene Figuren geschaffen zu haben, die dank jüngster Tricktechnik zum ersten Mal in der Geschichte des Kinos auf die große Leinwand kommen. Das mag jetzt nicht unbedingt für Steven Strange gelten, aber von den Figuren aus dem Marveluniversum gibt es so einige, die man nun bedenkenlos aufs Publikum loslassen kann.

 

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