Titelbild

Titelbild

Dienstag, 8. Juni 2021

Zack Snyders Justice League "Dark"

 


Wer kennt es nicht? Kaum hat man sich einen Film auf Bluray oder DVD gekauft, da dauert es nicht lange und eine erweiterte Version wird angekündigt. Ob "Bladerunner"; "Der Herr der Ringe" oder "X-Men Zukunft ist Vergangenheit"- irgendwann hatte man dann beide Versionen im Regal.

Dass bei "Justice League" von 2017 etwas passieren musste, um die völlig vermurkste Kinofassung wieder gut zu machen, war irgendwie klar. Oder nicht? Immerhin hatte Warner Bros. stets betont, dass niemand die Absicht hatte, einen Director's Cut zu veröffentlichen oder eine Mauer zu bauen.

Sowohl Regisseur Zack Snyder, als auch seine Schauspieler Jason Momoa, Gal Gadot und Henry Cavill hielten gegen das Dementi. Es wurde gepostet was das Zeug hält und durch reichlich Fandruck ( auch ich hatte die online Petition unterzeichnet...) kam es, wie es eigentlich nicht hätte kommen müssen:

Tada! Der Snyder- Cut ist da! HBO Max freute sich über das 4-Stunden-Epos, welches das sonst eher lahme Spielprogramm des Streaminganbieters aufpeppte. In Deutschland musste man dafür seine Seele an Sky verkaufen oder auf den Homerelease der Discversionen warten.

Ich tat letzteres und bestellte die BR- Disc Version vor. Doch sollte ich es wagen? Wäre der Kinoschnitt von Whedon dann nicht obsolet? 

Doch es stellten sich noch andere Fragen: macht das quadratische Bildformat Anno 2021 überhaupt Sinn? Was soll die plötzliche episodenhafte Erzählweise? Und wen interessiert noch, wie alles im Snyderverse endet, wenn man bei Warner eh in andere Richtungen drängte? 

Nach dem ersten Schauen, was Dank der Länge zwei Sitzungen brauchte, war ich dann etwas schlauer. So richtig wurde das Universum weder zu Ende gedacht und trotzdem wurden allen nachfolgenden DC- Filmen nicht widersprochen. Ganz im Gegenteil.

In 7 Episoden und einer deutlichen düsteren Farbkorrektur wurde die Reise der Justice League völlig neu erzählt. Dabei war es kein Extendet Cut oder Director's Cut, es war ein ganz anderer Film, der nur ganz selten auf Szenen zurückgriff, die bereits im Kino sichtbar waren. Und selbst bei jenen genannten Szenen war alles umfangreicher und anders. Es war das, was die Kinoversion eben nicht war: die Vision von Zack Snyder ganz ohne Einflussnahme des Studios.

In über 240 Minuten konnte sich der Regisseur mit dem Hang zur Überlänge richtig austoben. Und das tat er auch mit Genuss. Nachdrehs, überarbeitete Effekte und ein neuer Soundtrack machten klar, dass man hier Justice League 2.0 am Start hat.

Doch ist mehr gleich besser? In diesem Falle unbedingt. Klar dürfte sein, dass diese Version niemals in eine Kino gelangt wäre- zu sperrig, zu groß zu unhandlich. Alles wirkt wie eine aufgeblasene Webserie, die das Budget regelrecht im Kamin verfeuert hat. Doch es hat sich gelohnt. Die Fans dürften versöhnt sein. Ich zumindest, bin es.