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Mittwoch, 23. Oktober 2019

Nicht witzig!



Jack Nicholson, Heath Ledger und Jared Leto haben es vorgemacht:  Batmans ikonischer Gegenspieler ist so vielschichtig, dass jeder Schauspieler eine andere Figur erschuf. Jede Version des Clownprinzen ist so anders und trotzdem zeigen sie den selben Schurken. Nach vielen Misserfolgen des DC Universums auf der großen Leinwand, soll nun auch Joaquin Phoenix in die Rolle des Killerclowns schlüpfen. Doch kann er seinen Vorgängern das Wasser reichen? Schafft er es, eine eigene  Interpretation zu schaffen oder wird ihn der Vergleich mit seinen cineastischen Vorgängern zum Verhängnis?

Vorweg muss ich sagen, dass mich die Ankündigung eines Joker- Films wenig interessiert hat. Statt das DC Universum endlich auf Kurs zu bringen, wirkte das Filmprojekt wie eine Ablenkung, die nicht sein muss. Braucht man einen Jokerfilm? Was ist mit Jared Leto, der in Suicide Squad einen neuen Clown verkörperte? Es schien, als hätte Warner Brothers wieder den völlig falschen Weg eingeschlagen.

Der Trailer hatte es unterdessen geschafft, zu fesseln und ein beklemmendes Gefühl zurückzulassen. Könnte dies der beste Einblick sein, den wir in Batmans wichtigsten Antagonisten bekommen? Und so war der Kinobesuch ein letzter Termin für die Comicverfilmungen des Jahres 2019. Doch konnte nach dem Blockbuster- Bombast von Avengers Endgame eine weitere Adaption das Publikum überzeugen?

Regisseur Todd Phillips pfeift auf Konventionen und inszeniert ein düsteres Werk, dass sich gekonnt an Vorbildern von Martin Scorsese orientiert. "Taxidriver" und "The King of Comedy" sollten hier Pate stehen. In Optik und Stimmung ging es hier weniger um seichte Unterhaltung sondern um das unangenehme Auseinandersetzen mit der menschlichen Psyche und ihrer Abgründe. Gotham als eine gescheiterte Metropole in der die Menschen zu Monstern wurden und die Armen unweigerlich zum Opfer werden, um die sich niemand kümmert. Protagonist Arthur Fleck ( Joaquin Phoenix) ist hier ein geistig kranker Mann, den die Menschen hassen und aus dem Weg gehen. Der gescheiterte Comedian wünscht sich nichts sehnlicher, als seine Mitmenschen zum Lachen zu bringen, doch diese freuen sich erst, wenn er geschlagen und getreten am Boden ist. Kein Wunder also, dass Arthur eine Verwandlung durchmacht. Der Joker wächst in ihm mit jeder Demütigung und wird zum Schutzschild für den dürren Verlierer.

Phoenix wirkt gebrochen, krank und traurig. Der ausgemergelte Körper ist nur ein kläglicher Überrest eines Mannes, der längst keine Hoffnung mehr hat. In düsteren Bildern, dreckigen Kulissen und abgehalfterten Menschen, wird der Zuschauer unweigerlich in die Fremdscham gezwungen. Selten wand man sich so sehr im Kinosessel. Das Unbehagen steigt während des Films mehr und mehr an, während das Cello der Filmmusik einen zu ersticken droht.

Kino muss keinen Spaß machen. Auch wenn der Film "Joker" heißt, wird es kein Spaß sein, dem Treiben zu folgen. Die 122 Filmminuten werden zur Tortur und man droht den Verstand zu verlieren. Ein Vergnügen, wie einst der Tim Burton Joker wird es keineswegs. Dieser Joker lässt uns nachdenken. Haben wir den Joker geschaffen oder er uns?


Sonntag, 6. Oktober 2019

Comicfilme sind wie ein Vergnügungspark?



Was hat sich denn Martin Scorsese ( Taxidriver, The Wolf of Wallstreet) dabei gedacht? Hat er doch tatsächlich behauptet, die Marvelfilme seien keine Filme, sondern eher ein Rummelplatz. Natürlich stieß diese Bemerkung des preisgekrönten Regisseurs vielen treuen Fans bitter auf. Doch zurecht?

Sieht man mal von der Tatsache ab, dass Meinungen wie Nasen sind und jeder eine eigene hat, ist doch persönlicher Geschmack etwas, dass jeder haben darf. Fragt man mich, ob ich "50 Shades of Grey" oder "Twilight" für gute Filme halte, kann ich nur sagen, dass mich das Thema nicht interessiert hat. Die Filme schlecht zu machen oder die Schauspieler zu kritisieren, die ganz nebenbei, bis auf Kristen Steward vielleicht, echt talentiert sind, steht mir da gar nicht zu. Zumal ich mich auf Robert Pattenson als Batman mehr als schnitzelartig freue. Doch geht es Scorsese vielleicht weniger um das Thema eines Films, sondern um die Kunstfertigkeit, die hinter diesem steckt. Und hat er nicht Ahnung vom Fach? Er dürfte ja den ein oder anderen Film gemacht haben, der als Meisterwerk gilt.

Schuld an der fehlenden Kunstfertigkeit ist Kevin Feige, beziehungsweise Marvel selbst. Um ein Filmfranchise aufzubauen, muss man die Filme von Stil und Machart ja angleichen, damit kein Bruch entsteht. Zwar unterscheidet sich "Guardians of the Galaxy" von "Antman" und "Wintersoldier" von "Thor Ragnarok", doch gleichen sie sich im Farbschema, dem Filter und dem Storyaufbau sehr. Die Regisseure haben nicht viel eigene Entscheidungsgewalt und können nicht immer das machen, was sie wollen. Joss Whedon ( Buffy) hat nach dem zweiten Avengers Film das Handtuch geworfen, da er nicht jede Szene drehen durfte, die er wollte und auch wenn die Russo- Brüder erfolgreiche Filme machen, so haben sie keine nennenswerte Bildgewalt, wie sie Zack Snyder hat.

Wenn man wissen möchte, wie Filme aussehen, die sehr von ihren Machern geprägt waren, dann sollte man einmal die Batmanfilme von Christopher Nolan oder den dritten Wolverine "Logan" sehen. In Stil, Optik und Erzählweise einzigartig und sehr künstlerisch aber eben nicht die Bohne mit einem Filmfranchise wie DC oder Marvel kompatibel. Das ist der Preis für ein Filmuniversum, dass eher eine gigantische Serie ist, in dem inzwischen kaum ein Film für sich stehen kann. Auch "Joker" mit Juaquin Phoenix ( Her) kann nur funktionieren, weil er eben nicht im Kanon der bisherigen DC- Filme läuft.

Comics, die ja ein Bindeglied zwischen Literatur und Malerei sind, können weder mit Romanen noch mit Ölgemälden zeitgenössischer Kunst mithalten und fristen demnach ein Dasein in der eigenen Nische. Etwas anderes wäre auch dem Medium gegenüber unfair. Auch wenn Brian Michael Bendis ein toller Comicautor ist, ist er längst kein Ken Follett oder Dan Brown. Und auch wenn Zeichner Jim Lee ein tolles Artwork hat, ist er nicht mit Van Gogh gleichzusetzen. Hier würde man ja auch andere Maßstäbe brauchen.

Comics sind nichts minderwertiges. Sie sind etwas völlig eigenes. Vielleicht ist es an der Zeit, das bei ihren Verfilmungen auch zu begreifen. Dann kann man auch nach solchen Worten von Martin Scorsese noch ruhig schlafen. Und ich mag Achterbahnen. Also ist alles gut.