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Samstag, 24. September 2016

X-Men Apocalypse now!

Kommt ein ägyptischer Mutant in die 80er..... So könnte ein Witz anfangen, den sich Charles Xavier und Magneto erzählen. Doch so beginnt die neuste filmische Reise in die Sphären von Marvels Lieblingsmutanten. Immerhin entwickelt sich die X-Men Franchise außerhalb des mächtigen Marvel Cinematic Universe mehr als prächtig. 2 Trilogien, 3 Spin- offs und noch wesentlich mehr Filme, wie Gambit, New Mutants etc. in der Pipeline. Kann der Schöpfer der X-Men Filme, Bryan Singer seine alten Erfolge toppen, oder wird Apocalypse seinem Titel gerecht und vernichtet die Filmreihe mit viel Krach und Wumms.

Der letzte Film " Zukunft ist Vergangenheit" mauserte sich zum Kassenerfolg und zählt für mich trotz großer Unterschiede zur Comicvorlage zum besten Film der rebooteten X-Men. Man schlug die Brücke zwischen der Generation Patrick Steward und James McAvoy perfekt und verband, was bis dato recht lose nebeneinander existierte. Auch der spätere Rouge- Cut gefiel mir sehr und brachte einige sinnvolle Ergänzungen ins Haus, statt mit zurecht geschnittenen Szenen einfach nur länger zu sein.

Doch wer ist Apocalypse eigentlich? Warum bekommen X-Men Fans feuchte Höschen, wenn sie schon den Namen hören? Der mächtigste und erste Mutant der Welt ist ein Gott und wurde schon von den Ägyptern verehrt. Er baut nicht nur Pyramiden sondern verwandelt vier Mutanten in seine treuen Reiter und verstärkt die Kräfte seiner Auserwählten um ein Vielfaches. Naja, außer vielleicht bei denen, die dumme Kräfte haben, wie zum Beispiel Toad.

Nach dem gelungenen Makeover wird natürlich die Weltherrschaft angepeilt. Oder besser, die Reinigung durch die Auslöschung. Ein nobles Ziel, will man meinen.
Die Eröffnungssequenz lässt es in Stargate- ähnlichen Bildern vermuten, dass ägyptische Götter richtige schurkische Superschurken sind. Nur mit Mühe und Not wird die Apokalypse- verstehste? Puns!- abgewendet. Und diese wird dann in die bunten 80er verfrachtet. Nicht etwa, weil die 80er cool waren, Phil Collins super Lieder gemacht hat und Miami Vice der geilste Scheiß im Fernsehen war, sondern, weil man das damalige Reboot in diesen Zeitrahmen gebracht hatte.

Statt also Pokémon GO, iPhones oder ähnliche Sünden unserer Zeiten zu bewundern, kämpfen die X-MEN
mit Haarspray, grellen Farben und 99 Luftballons.
Dabei wirkt Apokalypse so wie ich im Fitnessstudio: überraschend klein und unbeeindruckend. Vom ersten Setfoto an echauffierten sich bereits die Fans. Sie verglichen Apocalypse mit einem Schurken der Power Rangers. Und das ist doch ziemlich bitter für einen Gott. Doch seien wir ehrlich: er sah nach einem blauen Gummimann aus, oder???

Doch es gibt auch andere neue Spielfiguren im Schach der Mutantenfilme: Angel, Psylocke, Nightcrawler, Storm, Jean und Cyclops. Bis auf Psylocke sind alles nur neue, jüngere Versionen von bisher dagewesenen.
Doch gerade Psylocke, gespielt von Actrice Olivia Munn, hat genau so wenig Handlung wie Textil am Leib. Bedenkt man, was sie in den Comics alles drauf hat, kann man froh sein, dass sie im Showdown ein Auto halbieren darf. Storm ( Alexandra Shipp) ist zwar recht cool und darf immerhin eine Folge Star Trek sehen, als sie den Mutantenschurken mit in ihre Hütte nimmt, dafür bleibt auch sie später recht unbeteiligt am Bildrand zurück. Wirklich sehr schade.

Die X-Men- Filme waren bisher mit "Zukunft ist Vergangenheit" sehr gut vertreten und legten die Messlatte recht hoch, doch kann der aktuelle Teil, dessen Blu Ray Release vor einigen Tagen stattfand, nicht mit den erhöhten Erwartungen mithalten. Es ist kein schlechter Film, aber frustriert es einen echten Fan wie mich schon sehr, wie wenig aus dem Potenzial des Bösewichts gemacht wurde. Warum nicht Wolverine als Reiter Tod? Warum darf Apokalypse nicht wirklich aktiv gegen die Menschheit antreten?
Es scheint fast so, als hätten die Schöpfer von Comicverfilmungen dieser Tage ein gewaltiges Problem damit, Schurken gut zu platzieren und sie cool, bedrohlich und relevant zu gestalten. Stattdessen wirken sie wie der Gegenspieler einer Serie, der nach einer Folge auf Nimmerwiedersehen besiegt sein muss. Ein Problem, dass bereits beim MCU mit Ultron, Malekith, Whiplash und dem Mandarin des öfteren vorkam.

Mit diesen Schönheitsfehlern kann man aber dennoch einen kurzweiligen und gut getricksten Film sehen, der Magneto einmal mehr zum wichtigsten Bindeglied zwischen Gut und Böse macht. Michael Fassbender macht den Eindruck, als wäre ihm dieser Charakter sehr ans Herz gewachsen. Und nie wird der magnetische Schurke zweidimensional oder seelenlos porträtiert.

Ich hoffe, die Reise wird für die chaotische Mutantentruppe weitergehen. Dann aber bitte mit einem Bösewicht, der in Erinnerung bleiben wird. Was ich allerdings am meisten hoffe, ist eine Handlung, die dann endlich im Hier und Jetzt stattfindet. Bitte nicht die 90er!