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Montag, 23. Mai 2016

Wenn der Captain gegen den Ironman



Eins muss man dem Marvel Studio lassen: was sie derzeit anfassen, wird zu purem Gold.
Fing es mit dem blauen Schildträger der USA noch recht verhalten im First Avenger an, hat man spätestens mit Winter Soldier bewiesen, dass in Steve Rogers alter Ego das Zeug zum Politthriller steckt.
Getreu dieser Prämisse walzt auch Civil War mit einer epischen und für Comicverfilmungsmaßstäbe tiefgreifenden Handlung über die Kinoleinwand und zeigt, dass es auch recht philosophisch unter den maskierten Rächern zugehen kann.
Im Zentrum der Handlung steht natürlich Bucky Barnes, der noch immer gehirngewaschen für eine Schattenorganisation die Drecksarbeit erledigt. Mit einer Handvoll russischer Vokabeln wird der Wintersoldat so zum Instrument böser Mächte! Steve Rogers, unser aller Captain, weiß um die Fremdsteuerung und tut alles, um seinem Bromance- Kumpel zu helfen. Dafür sind doch Freunde da.
Bei einem Zwischenfall, der mehreren Unschuldigen Menschen das Leben kostet, wird die Regierung der Vereinigten Staaten endlich wach. Angeführt von Colonel Ross- der Dreckssack, der Bruce Banner töten wollte, streben die Vereinten Nationen nach der Kontrolle über sämtliche Kostümträger. Alle finden das doof, nur Tony Stark nicht. Seit er weiß, dass unter den Opfern der Sohn einer verärgerten Mama ist, zernagen ihn seine Gewissensbisse. Nicht etwa, weil er Ultron gebaut hat, der Millionen Menschen in Gefahr brachte, oder S.H.I.E.L.D. die Technologie gab, um uns mit Helicarriern in die Hölle zu pusten, strebt unser aller Milliadär, Philanthrop und Genie nach mehr Kontrolle über das Tun der Avengers. Und einige folgen ihm. Ausgerechnet Vision hält es für klug, zu tun, was auch immer die Schlipsträger im  Pentagon für Ideen ausgeheckt haben. Auch Neuling Black Panther und Spider- Man finden die Idee klasse, gegen Captain America zu Felde zu ziehen, nur weil er weiß, was Regierungen mit zu viel Macht anrichten können!
Räusper- Zweiter Weltkrieg- Hust....

Doch auf Rogers hört ja niemand, außer einer kleinen Gurkentruppe, bestehend aus Hawkeye, Falcon und Antman. Kommt schon, die sind nix gegen Hulk, Thor oder Vision! Zwar fehlt der grüne Zertrümmerer genau so, wie sein Hammerschwingender Kumpel und Lieblingsgott Thor, doch die haben mit dem Dreh von Ragnarök eben besseres zu tun.
Vielleicht treffen sich ja alle wieder, wenn mal eine verschneite Naziburg im Schwarzwald plattgemacht werden muss. Wenn es um das Schicksal der Rächer geht, braucht eben nicht zwangsweise Goldlöckchen Thor rein zuschneien..
Nach dieser Logik versucht das Marvelstudio auf neue Mitspieler zu setzten und verpflichtet Antman, Black Panther und Spiderman erstmals im Avengerskader. Was hat man auch Quicksilver so schnell getötet. Hier hätte er echt von Nutzen sein können. Auch Schwesterlein Scarlett Witch ist hauptsächlich mit Hausarrest beschäftigt.

Und während sich Ironman und War Maschine zu echten Nervensägen entwickeln, ist mit  Zemo endlich wieder ein böser Deutscher ausgemacht, der für Chaos in Berlin und Leipzig sorgt. Warum der Leipziger Flughafen? Na weil Berlin noch nicht fertiggebaut ist, um ihn kaputtmachen zu lassen.

Sieht man von einigen Logikschnitzern ab, die nun mal existieren, da der Film sonst überhaupt nicht in Fahrt käme, wird man aller bestens auf gewohnt hohem Niveau unterhalten. In Civil War wird das Teamplay der einzelnen Helden sinnvoll dargestellt, statt nur kurze Gruppenaufnahmen zu zeigen. Besonders auf dem Flughafen geht die Post ab. Da fliegt der Schild, wird der Disruptor gefeuert, das Netz geschwungen und die Ameise wird groß. Es geht wie in einem Comic zu. So soll es sein!

Warum es ausgerechnet der Civil War sein musste? Jeder eingefleischte Marvelfan weiß, wie groß und imposant dieses Heldenepos ist. Mit Punisher, Wolverine und Ben Grimm, an denen das MCU keine Rechte hat, kann man jedenfalls nicht in der Verfilmung rechnen. Und auch Spider- Man bekommt nicht die Rolle, für die er in Civil War so wichtig war. Als dritter Teil der Captain America Filme war es ein einziges Vergnügen. Als Umsetzung einer so komplexen Heftvorlage, kann Civil War nur bedingt überzeugen.

Am Ende bleiben hervorragende Action, tolle Effekte und jede Menge Kurzweil, die Civil War bereits jetzt zum erfolgreichsten MCU Film werden ließen. Ob man mit der hohen Messlatte überhaupt noch mit einer Steigerung rechnen kann, wird sich zeigen. Aber House of M wird man rein rechtlich wohl niemals verfilmen dürfen, oder?