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Donnerstag, 23. November 2017

Justice League



Für DC läuft es im Kino alles andere als geschmiert. Zwar konnte Wonder Woman vielen wieder Mut machen, doch hatte Zack Snyder eine schwere Bürde. Die Handlung von Batman v Superman musste fortgesetzt werden. Für Warner Bros. und DC muss es sein, wie die letzte Prüfung im Schuljahr, die über Versetzung oder Sitzenbleiben entscheidet. Hat man doch alle kommenden Filme vorerst auf Eis gelegt.
Dann die Hiobsbotschaften über die Produktion: Warner will, dass der Film nur maximal 120 Minuten geht- was Kürzungen und schmerzliche Streichungen nach sich zieht. Zack Snyder fällt vor Drehende aus persönlichen Gründen aus und Joss Whedon muss das letzte Drittel vollenden. Zu guter Letzt noch der Eklat mit Henry Cavills Schnurbart, der zu teuern CGI- Eingriffen führt, die nicht schön anzuschauen sind.
Kurzum, alles geht schief.
Ob Marvel hier einen Saboteur eingeschleust hat? Soviel Pech kann eine Filmproduktion doch gar nicht haben? Oder?

Für eingefleischte DC Fans begann das Bangen und Zittern. Unwatchable- wurden die Kritiker nach dem Schauen der Urschnittfassung zitiert. Na ganz toll! Zuversicht sieht anders aus.
Trotzdem war der Kauf der Kinokarte für mich eine Ehrensache. Immerhin möchte ich auch wissen, wie es weiter geht...

Mit seinen 120 Minuten fällt Justice League recht kurzweilig aus. Was schade ist, da der Film Spaß macht. Wonderwoman und Batman sind Dreh- und Angelpunkt der Story. Neben den bekannten Gesichtern stoßen nun auch neue Streiter hinzu. The Flash ( Ezra Miller) stolpert und flachst sozial inkompetent durch das Bild und wirkt herrlich sympathisch. Cyborg ( Ray Fisher) zeigt sich sensibel und gutmütig. Er stellt die gute Seele der Truppe dar. Aquaman ( Jason Momoa) ist die coole Sau. Saufend, mürrisch und wortkarg gibt sich der Meermann stets kämpferisch. Vor allem fällt aber der witzige Grundton auf. Ob Warner das wollte oder Joss Whedon es mit sich brachte? Batman mit Selbstironie und the Flash als comic relief lockern das sonst dunkle DC Universum auf.
Was jedoch den Spaß trübt, ist ein hässlicher Gegenspieler ohne Konturen, der aus einer Videospielsequenz hätte stammen können. Teilweise überlädt das CGI auch die Szene. Besonders gegen Ende wird das deutlich, wenn eine Computerlandschaft mit Computerhäuschen und Computerhimmel gezeigt wird.
Über Steppenwolf muss man gar kein Wort verlieren- tut er ja eigentlich auch nicht. Dass er tatsächlich mehr zu tun hatte, erfährt man hinterher, wenn man mitbekommt, was alles weggeschnitten wurde.
Schon jetzt fordern Fans in einer Petition einen Extended Cut. Sollte ja bei DC auch kein Problem sein, bekamen ja schon Batman v Superman, Green Lantern und Suicide Squad eine längere Heimkinoversion spendiert.
Dank dieser Kürzungen kann die Kinoversion dafür nicht von sich behaupten, langatmig zu sein. Tatsächlich vergeht die Spielzeit wie im Fluge. Ein gutes Zeichen. Die Besetzung ist stark, die Figuren überzeugend und die Optik gewaltig. Justice League sind größere, gottgleiche Helden in einer epischen Schlacht. Und man merkt die Tragweite der Handlung in jeder Szene. Dass kann noch episch werden. Wenn das Studio seinen Regisseuren doch mal freien Lauf ließe.

Und wie sieht es bei Rotten Tomatoes aus? Der geneigte DC Fan weiß mittlerweile, dass hier klar wird, ob der Film etwas taugt oder nicht. Mit 41 % auf dem Tomatometer nicht gerade ein Meisterwerk aber doppelt so gut, wie Batman v Superman oder Suicide Squad.
Reicht das, um das Abenteuer fortzusetzen? Können 300 Millionen Dollar Produktionskosten wieder mit Gewinn eingespielt werden? Oder dreht Warner schon bald den Geldhahn zu?

Justice League ist nicht das befürchtete Debakel, hat aber den Sprung zum Tophit verpasst. Der Film hat viel Potenzial, hätte aber, nach Snyders Vision noch etwas mehr davon haben können. Ich hoffe, die Reise geht weiter!

Dienstag, 21. November 2017

Oh Danny Boy!


Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer Luke Cage sieht, muss auch Iron Fist gucken, ist dies immerhin der beste Weg zum Sammelsurium der Defenders.
Doch dazu an anderer Stelle mehr.
Vom coolen Harlem Globetrotter zum tolpatschigen Danny, der einen Flugzeugabsturz überlebte und von tibetanischen Mönchen in der Kampfkunst unterwiesen wurde.
Klingt von der Geschichte ähnlich wie Bruce Wayne, der von der Liga der Schatten trainiert wurde oder Oliver Queen, der auf einer einsamen Insel zum Helden mutierte. Aber vermutlich ist die Begründung für einen Heldenwandel eben Nebensache. Mehr geht es um das wie.
Anfänglich hatte ich ernste Zweifel, dass der schlacksige Danny ( Finn Jones) wirklich das Zeug zum Helden hat. Doch Netflixhelden sind anders als ihre Kinokollegen. Statt bunter Kostüme und CGI geht es bodenständiger zu. Danny schlägt und tritt sich hier durch die finsteren Pläne der Hand und seiner Drahtzieher.
Von der geheimnisvollen Madame Gao ( Wai Ching Ho) bis zum undurchsichtigen Bakuto ( Ramon Rodriguez), stellen sich zahlreiche Personen in den Weg.
Aber fangen wir am Anfang an:

Danny Rand gilt als tot. das glauben zumindest alle, war er mit samt Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Doch trotzdem taucht ein barfüßiger hippihafter Mann auf, der im Firmensitz des einstigen Familienunternehmens sein Erbe einfordert. Prompt wird der Störenfried von der Security auf die Straße gesetzt. Die ehemaligen Jugendfreunde von Danny, Kinder des väterlichen Geschäftspartners Harold Meacum ( David Wenham) leiten inzwischen die Geschäfte und halten den Auftritt des vermeintlichen Erbes für einen geschmacklosen Scherz. Besonders der arrogante Ward ( Tom Pelphrey) hegt tiefen Groll gegen den Eindringling.
Doch das ist erst das Geplänkel am Anfang. Schnell verstrickt sich Danny in Mafia- Kreise und legt sich mit den Mitgliedern der Hand an, einer berüchtigten Unterweltorganisation, die schon Daredevil das Leben schwer machte. Zum Glück findet Danny mit seiner Sonnenscheinaura schnell Verbündete. Mit Kampfsportlehrerin Colleen ( Jessica Henwick) und der taffen Krankenschwester Claire ( Rosario Dawson) geht es der Unterwelt bald schon an den Kragen.

Zugegeben, ist die Story nicht neu und erzählt fast das, was Arrow schon erzählt hat. Nur ohne Insel.  Aus einem verwöhnten Millionärssohn wird ein harter Krieger, der völlig selbstlos das Leben anderer schützt.
Wen die Zufälle nicht stören, bekommt eine solide Serie mit reichlich Action geboten. Der Protagonist wirkt sympathisch und überzeugend. Nach einem komplexen Daredevil und einer düsteren Jessica Jones, wurde es mit Luke Cage und Iron Fist etwas seichter. Das kommt nicht bei jedem an. Klar, kratzt Iron Fist an der Oberfläche der Mythologie. Eine verwunschene Stadt in den Bergen des Himalaya, kämpfende Mönche und reichlich Magie. Stattdessen gibt es Anzüge, Anwälte und Schlägereien in irgendwelchen Seitenstraßen. Erklärt wird nicht viel. So bleiben die Auferstehungen nach dem Tode des Harold Meachum fast ohne Begründung. Man ahnt zwar den Einfluss der "Hand", aber es bleibt bei vagen Andeutungen. Auch das Ausmaß von Dannys Fähigkeiten bleibt uns verborgen. Nur ab und an deutet sich an, dass Dannys Fäuste nicht nur für Licht im Dunkeln sorgen können.

Wie auch Luke Cage, braucht Iron Fist etwas Zeit, um so richtig in Fahrt zu kommen. Wer also die etwas langsamere Einführungsphase übersteht, wird auch hier bald nach dem Ende jeder folge weiter schauen wollen.
Da mir Iron Fist in den Comics eher als Gastcharakter bei den Avengers oder Spider- Man geläufig ist, kann ich nicht viel dazu sagen, wie gut die Comics in dieser Serie umgesetzt wurden. Hat man den Character gut umgesetzt? Gibt es nette Anspielungen für Fans und Kenner? Fragen, die ich aus Mangel an Kenntnis zumindest nicht beantworten kann.
Was aber dafür funktioniert, ist die Tatsache, dass man auch ohne Kenntnisse der Figuren gut in die Geschichte hineinkommt.
Ansonsten zählen die üblichen Netflix- Qualitäten: spannend erzählt, gut strukturiert, hervorragend besetzt und überzeugend gespielt. Also absolut sehenswert.