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Dienstag, 8. März 2016

Mein Name ist Bond, James Bond.


Nach dem Hype um Skyfall stand besonders Regisseur Sam Mendes unter einigem Druck, es künftig besser zu machen, als der Rohrkrepierer "Ein Quantum Trost". Mit dem neusten Abenteuer des smarten Agenten im Auftrag Ihrer Majestät bekommt es Bond mit der Organisation zu tun, die bereits in vielen anderen Filmen die Fäden zog: Sprectre. Ein Ring mit einem Tintenfisch symbolisiert die vielen Arme, die diese Schattengesellschaft hat. Zum Glück hat man sie Spectre genannt und nicht, wie in den ersten Bondfilmen GOFTA- Geheimorganisation für Terror, Spionage, Erpressung und Rache. Das klang dämlich und war es auch.

Mit Daniel Graig ( Layer Cake) hatte es das, seit Casino Royal rebootete Filmfranchise nicht leicht. Er sei zu kalt, zu brutal und anderen Filmen, wie die Bourne Identität ( Matt Damon) oder Mission Impossible ( Tom Cruise) zu ähnlich. Die Gimmicks würden ebenso fehlen, wie der smarte Erfinder Q oder die naive Sekretärin Moneypenny. Die kleinen Details, auf die sich Bond Fans seit Dr. No freuten, fehlten in der düsteren Neuinterpretation, der zu allem Überfluss auch noch der Titelsong mit Namensgleichheit zum Filmtitel fehlt. So etwas verzeihen die eingefleischten Fans ebenso wenig, wie die blonde Haarpracht des Protagonisten. Es geht hier schließlich um den guten Ruf des MI6!

Wie gesagt, brachte Skyfall dann die Kritiker endgültig zum verstummen und versöhnte mit Gimmicks, Q und Moneypenny in neuem, zeitgemäßen Gewand. Der alte Bond war zurück und das in seiner besten Form. Klar, dass der Regisseur förmlich angefleht wurde, es ein weiteres Mal zu vollbringen und den charismatischen Agenten einmal mehr zurück zu alter Größe zu verhelfen. Hat Spectre denn auch alle Zutaten beisammen?

Frauen, die nur dann auftauchen, um mit James Bond zu schlafen? Doppel- Check!
Uhren mit Zeitzünder? Check!
Schnelle Autos mit eingebauter Verteidigung? Check!
Grimmiger Handlanger, der wortlos mit Bond kämpft? Check!
Geheime Basis am Ende der Welt? Check!
Handlung, die auf mindestens drei Kontinenten spielt? Check!
Und zu guter Letzt ein Bösewicht, der Bond alles über seine Weltherrschaftspläne erzählt, bevor er ihn foltert? Check!

Allein die Eröffnungssequenz in Mexiko City zeigt eindrucksvoll, wie viel Liebe fürs Detail verwendet wurde. Die Menschenmassen, die zum Tag der Toten durch die Straßen ziehen, sind mit ihrem Outfits ein echter
Hingucker und mitten unter ihnen taucht Bond in passender Maskerade auf. Allein nur für den obligatorischen Filmprolog wurde ein ganzes Gebäude plattgemacht. Es geht also schon gut los. Dann fährt Bond nach Rom, um eine Witwe zu trösten, nur um dann wenig später mitten in die Reihen von Spectre zu stolpern. Erster Auftritt Christoph Waltz ( Django) und Dave Bautista ( Guardians of the Galaxy). Es folgt die übliche Autoverfolgung mit allerlei Blechschaden und dem ersten zerlegten Luxusvehikel.
Und während James von Land zu Land jettet, um die Spur seines Rivalen aufzunehmen, muss sich MI6 vor der Umstrukturierung retten, bevor es bald schon keine Doppelnullagenten mehr gibt.
Wir erfahren, dass Spectre hinter allen Bösewichten der Vergangenheit steht. Quasi wird hier die Handlung von Casino Royal bis Skyfall miteinander verknüpft. Kein schlechter Schachzug. Damit sind die Daniel Craig Bondfilme ein Unikat. Noch nie zuvor wurde in den Filmen eines Bonddarstellers eine direkte Fortsetzung gedreht. Bond schien ein schlechtes Gedächtnis zu haben, konnte er sich doch nie an sein vorheriges Abenteuer erinnern. So rundet Spectre die Reihe mit Daniel Craig unglaublich geschickt ab und liefert genau das, was man von einem guten Bondfilm erwartet. Jede Menge Action und ein cooler Held, der trotz Folter mit Bohrern im Kopf perfekt auf Bösewichte schießen kann, ohne auch nur die kleinsten Nachwirkungen zu haben.

Warum also so mancher Zuschauer den Film enttäuschend fand, kann ich weniger nachvollziehen und auch die kleinen Brotkrumen aus den vorherigen Filmen empfand ich mehr als bereichernd, anstatt sie als störend zu bemängeln. Aber das ist eben Geschmackssache.
Ob sich Daniel Craig ein fünftes Mal in den Smoking des adretten Agenten wirft, bleibt fraglich. Immerhin hatte der irische Mime in einem Interview verlauten lassen, sich eher die Pulsadern aufzutrennen, als ein weiteres Mal Bond zu spielen. Zu hoffen wäre eine erneute Beteiligung allemal, da auch Christoph Waltz zurückkehren möchte, wenn Bond blond bleibt. Ich kreuze schon mal die Finger...