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Sonntag, 14. Oktober 2018

Disenchantment oder: Die Prinzessin auf der Bierpulle




Matt Groening dürfte vielen ein Begriff sein, hat er doch Kultserien, wie die Simpsons oder Futurama geschaffen. Nach der Parodie des amerikanischen Durchschnittsvaters und dem Science- Fiction- Genre, widmet sich Groening nun exklusiv auf Netflix der Fantasy. Warum auch nicht? Nach "Herr der Ringe" und "Game of Thrones" gibt es unzählige Klischees und Anspielungen, die man unverhohlen auf die Schippe nehmen kann. Mit "Disenchantment"  erfindet sich Groening wieder neu. Eine versoffene und streitlustige Prinzessin, ein fetter und unsympatischer König und eine Stiefkönigin mit Tentakeln: der Stoff aus dem die Fantasy- Träume sind. Dabei nimmt Groening sich und seine Figuren nicht allzu ernst und lässt sie allerlei durchleben, ohne dabei sämtliche Klischees unbeachtet zu lassen. Prinzessin Bean, die Titelheldin, torkelt jede Nacht in ihr Schlafgemach, nachdem sie in üblen Spelunken gezecht hat. Sie schließt Freundschaft mit Elfo, einem Elf, der anders als seine Artgenossen, keinen Bock auf Singen, Tanzen und Klatschen hat und lieber die Tochter des Häuptlings flachlegt. Der Dämon Luci, von allen für eine Katze gehalten, der zwar als Unglücksbringer geplant, aber zum wichtigen Begleiter für die Prinzessin wurde. Er wird nicht müde, die Unsinnigkeit der Handlung und einzelner Motive anzuprangern und wird zur Stimme des Autors. Er stachelt andere zum Mord an oder sabotiert mit Freude jeden Plan für Frieden und Glückseligkeit.

In zehn aufeinander aufbauenden Episoden bleibt keine Anspielung auf Filme, Bücher und Serien der Sword and Sorcery aus. Ein Zeichenstil, der deutlich detaillierter ist, als bei den Simpsons oder Futurama, sorgt für eine lebendige und abwechslungsreiche Welt. Auch werden teils 3D Animationen für das Schloss oder andere Goßaufnahmen eingestreut. Trotzdem bleibt der Witz manchmal verloren und man kann weniger schmunzeln als bei der beliebten gelben Glubschaugenfamilie aus Springfield. Ob Disenchantment zum Kult gereicht oder nur ein kurzes Intermezzo hat, wird die Zukunft zeigen. Die erste Staffel war jedenfalls kurzweilig und sehr unterhaltsam, dürfte aber nicht jedermanns Geschmack treffen.

 Wer Lust hat, mal eine andere Heldin zu sehen, die einem Bier oder zehn nicht abgeneigt ist, die flucht, pöbelt und sich prügelt, wird hier einen Heidenspass haben. Ob wir in dieser Welt voller Trolle und Riesen auch einmal Drachen oder Zwerge zu sehen bekommen, werden wir wohl in kommenden Folgen sehen müssen. Der lineare Aufbau der Episoden, die sich stets aufeinander beziehen, schafft eine große Handlung, die sich peu á peu erweitert. Dabei ist die Geschichte um die versteinerte Königin Mutter und den grummeligen König von Dreamland um einiges komplexer als jene Simpsons oder Futurama Episoden, die ihre Konflikte in 20 Minuten klären können.
Ein Tipp also für alle, die mit dem Groening Humor etwas anzufangen wissen und dem Fantasy- Genre zugeneigt sind.

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