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Dienstag, 18. August 2015

Fantastic Failure?



Fast möchte man schon mitleidig zu Spenden für 20th Century Fox aufrufen, deren Filmprojekt Fantastic Four bereits nach den Casting- Bekanntmachungen von der Öffentlichkeit, Marvelfans und Comicnerds zugleich zerredet wurde. Und während nun die ersten Reaktionen der Kinogänger kommen, mag man sich fragen, ob das nicht eine selbst erfüllende Prophezeiung war. Nach dem Motto: Wir hoffen sie scheitern mit dem Film, ergo gehen wir auch nicht ins Kino- ergo spielt der Film nicht viel ein. Da können schlechte Filme wie Twilight oder 50 Shades of Grey Dank besserem Marketing einfach durchatmen, dass sie nicht auf dem Marvel- Mist gewachsen sind und Frauen einfach jeden Schund zu gucken scheinen, so lange der Typ in der Hauptrolle voll toll süß und niedlich ist. Und während der geneigte Kinogänger alles aus dem MCU beklatscht, ob nun gut oder schlecht, hatten es die Fantastischen 4 weitaus schwerer als die Green Lantern mit der berüchtigten Ryan Reynolds Besetzung.
Doch hatte beispielsweise Marvels Ameisenmann einen Vorteil gegenüber den Fantastic 4! Es gab bisher noch keinen Film mit ihm. Kein Fan wusste, wie man solch eine Geschichte umzusetzen hatte. Einfach eine Prise Humor, viele Anspielungen auf den Rest der Avengers und eine üppige Postcredit Szene und das Schiff wird schon schaukeln. Bei Fantastic Four gab es allerdings bereits zwei Filme, die in Sachen Erzählweise und Optik bereits eine klare Vorstellung davon gaben, wie man es jetzt besser oder anders zu machen hatte. Sich derart von den Vorgängern zu unterscheiden, es dann mindestens so toll zu machen, wie die Marvel Studios, das war eine all zu große Herausforderung.

Und die Sabotage fing bereits mit Marvel selbst an! Das Haus der Ideen ließ nämlich schon zu Anfang verkünden, dass man die Comics zu den Fantastic Four nicht weiter veröffentlicht, um den Film nicht versehentlich zu promoten. Solch ein Comic- Embargo hatte es weder bei Spiderman noch den X-MEN gegeben! Dann folgten die Beschwerden der Fans, dass Johnny die Fackel jetzt ein Schwarzer ist.
Nick Fury zu verdunkeln schien kein Problem zu sein, aber bei einer Figur, die zu 90 Prozent seiner Zeit als Flamme herumfliegt, hört der Spaß dann doch für viele auf.
Und so mäkelte, moserte und motzte man bereits vor dem Trailer herum und fühlte sich nach den ersten Bewegtbildern gleich noch mehr bestätigt. Da wurde auf Foren und einschlägigen Plattformen gewettert was das Zeug hält. Den Film mochte keiner sehen und plötzlich war sich jeder einig, dass Fox die Rechte lieber gleich zurück an Marvel geben sollte.
Ob das der Plan von Marvel war? Eine Scharade, um den einzigen Konkurrenten vom Feld zu räumen, nachdem Sony das mit den Spiderman Filmen bereits mehr als aufgegeben hat? Immerhin läuft die X-MEN Franchise wie geschnitten Brot. Und wenn es jetzt auch mit den Fantastic Four klappen sollte, dann vielleicht auch mit einem X-MEN Crossover? Wo soll das alles hinführen? Stan Lee bei den Illuminaten?

Nachdem ich nun auch in den Genuss des Films kam, musste ich feststellen, dass die anfänglichen Unkenrufe nichts als heiße Luft waren. Sicher gab es hie und da ein paar Plotlöcher. Doch die gibt es in allen Filmen und sind eben da, weil  in der einen Szene eben klappen soll, was in der anderen Szene dramaturgisch eben nicht passt. Nur so ist es doch zu erklären, dass beim Testteleport des Schimpansen die Steuerung vom Labor aus läuft, während die 4 Wissenschaftler einfach ohne jegliches Personal in die andere Dimension reisen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie man sie dann zurückholen soll, wenn daheim doch keiner auf den Knopf drückt. Auch dass ausgerechnet Sue gar nicht mit war, sondern brav zu Hause blieb und die Strahlung quasi nur von der Kapsel abbekommt, während die Männer auf Entdeckertour in Dimension X waren. Das jedoch auch hochkarätige Filme an diesen Logiklöchern scheitern, wird auf Youtube mit den Movie Sins regelmäßig und äußerst anschaulich demonstriert. Sieht man darüber hinweg, ist der Film gerade aus Reeds Perspektive ganz gut erzählt und lässt uns den Gummimann schnell ans Herz wachsen. Auch seine Freundschaft zu Ben wird hier etwas mehr beleuchtet und gibt den Figuren eine unerwartete Tiefe.

Doch warum kommt der Film dann nicht an? Der düstere Look des Films scheint sich am Nolan- Batman zu orientieren und baut das eigentlich farbenfrohe Heldenspektakel in ungewohnt dunkle Farben. Ob die Protagonisten jemals in blauen Uniformen auftreten, darf fast genauso bezweifelt werden, wie ein Sequel des Machwerkes. Lag es am fehlenden Humor und der großen Ernsthaftigkeit, dass der Zuschauer sich nicht auf diese kosmische Reise einließ und lieber Bäume und Waschbären mit Knarren sehen möchte, weil da die dummen Sprüche lustiger sind?

Dass Fantastic Four eher eine übergroße Pilotfolge zu einer möglichen Filmserie darstellt, ist klar. Nur sollte man es auch bitte wagen, das Team im zweiten Teil endlich in Aktion zu zeigen. Dann aber bitte in einem anderen Universum voller bizarrer Aliens und abgedrehter Physik. Doch dazu wird es vielleicht niemals kommen...Es sei denn, man rebootet schon wieder!


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