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Sonntag, 6. Oktober 2019

Comicfilme sind wie ein Vergnügungspark?



Was hat sich denn Martin Scorsese ( Taxidriver, The Wolf of Wallstreet) dabei gedacht? Hat er doch tatsächlich behauptet, die Marvelfilme seien keine Filme, sondern eher ein Rummelplatz. Natürlich stieß diese Bemerkung des preisgekrönten Regisseurs vielen treuen Fans bitter auf. Doch zurecht?

Sieht man mal von der Tatsache ab, dass Meinungen wie Nasen sind und jeder eine eigene hat, ist doch persönlicher Geschmack etwas, dass jeder haben darf. Fragt man mich, ob ich "50 Shades of Grey" oder "Twilight" für gute Filme halte, kann ich nur sagen, dass mich das Thema nicht interessiert hat. Die Filme schlecht zu machen oder die Schauspieler zu kritisieren, die ganz nebenbei, bis auf Kristen Steward vielleicht, echt talentiert sind, steht mir da gar nicht zu. Zumal ich mich auf Robert Pattenson als Batman mehr als schnitzelartig freue. Doch geht es Scorsese vielleicht weniger um das Thema eines Films, sondern um die Kunstfertigkeit, die hinter diesem steckt. Und hat er nicht Ahnung vom Fach? Er dürfte ja den ein oder anderen Film gemacht haben, der als Meisterwerk gilt.

Schuld an der fehlenden Kunstfertigkeit ist Kevin Feige, beziehungsweise Marvel selbst. Um ein Filmfranchise aufzubauen, muss man die Filme von Stil und Machart ja angleichen, damit kein Bruch entsteht. Zwar unterscheidet sich "Guardians of the Galaxy" von "Antman" und "Wintersoldier" von "Thor Ragnarok", doch gleichen sie sich im Farbschema, dem Filter und dem Storyaufbau sehr. Die Regisseure haben nicht viel eigene Entscheidungsgewalt und können nicht immer das machen, was sie wollen. Joss Whedon ( Buffy) hat nach dem zweiten Avengers Film das Handtuch geworfen, da er nicht jede Szene drehen durfte, die er wollte und auch wenn die Russo- Brüder erfolgreiche Filme machen, so haben sie keine nennenswerte Bildgewalt, wie sie Zack Snyder hat.

Wenn man wissen möchte, wie Filme aussehen, die sehr von ihren Machern geprägt waren, dann sollte man einmal die Batmanfilme von Christopher Nolan oder den dritten Wolverine "Logan" sehen. In Stil, Optik und Erzählweise einzigartig und sehr künstlerisch aber eben nicht die Bohne mit einem Filmfranchise wie DC oder Marvel kompatibel. Das ist der Preis für ein Filmuniversum, dass eher eine gigantische Serie ist, in dem inzwischen kaum ein Film für sich stehen kann. Auch "Joker" mit Juaquin Phoenix ( Her) kann nur funktionieren, weil er eben nicht im Kanon der bisherigen DC- Filme läuft.

Comics, die ja ein Bindeglied zwischen Literatur und Malerei sind, können weder mit Romanen noch mit Ölgemälden zeitgenössischer Kunst mithalten und fristen demnach ein Dasein in der eigenen Nische. Etwas anderes wäre auch dem Medium gegenüber unfair. Auch wenn Brian Michael Bendis ein toller Comicautor ist, ist er längst kein Ken Follett oder Dan Brown. Und auch wenn Zeichner Jim Lee ein tolles Artwork hat, ist er nicht mit Van Gogh gleichzusetzen. Hier würde man ja auch andere Maßstäbe brauchen.

Comics sind nichts minderwertiges. Sie sind etwas völlig eigenes. Vielleicht ist es an der Zeit, das bei ihren Verfilmungen auch zu begreifen. Dann kann man auch nach solchen Worten von Martin Scorsese noch ruhig schlafen. Und ich mag Achterbahnen. Also ist alles gut.

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